Friedrich Hinkel, der am 12. Juni 2007 in Berlin verstorben ist, hat die Archäologie des Sudan über ein halbes Jahrhundert nachhaltig geprägt (amun Nr. 34, 2007, S. 40). Dass der große Einzelgänger eine Integrationsfigur für viele war, die sich der Erforschung derDenkmäler dieses Landes verschrieben haben, zeigte sich beim Friedrich Hinkel-Kolloquium, das am 23. Oktober 2007 in Berlin stattfand. Seine Rolle für das Geschichtsbewusstsein des modernen Sudan formulierte S. E. Baha' Aldin Hanafi, der Botschafter der Republik Sudan in Deutschland. Stefan Seidlmayer, Leiter des Akademieunternehmens Altägyptisches Wörterbuch, erinnerte an die engen Bindungen Friedrich Hinkels an die Akademie derWissenschaften der DDR, in deren Auftrag er seine Tätigkeit im Sudan begann. Hermann Parzinger, der Präsident des DeutschenArchäologischen Instituts, sprach von der Verpflichtung, die Friedrich Hinkels Lebenswerk für die deutsche Archäologie darstellt, liegt doch ein gewaltiger Datenbestand noch teilweise unbearbeitet im Hinkel-Archiv in Berlin-Grünau, ein wissenschaftliches Erbe, das gepflegt, erschlossen und veröffentlicht werden muss.
Nach diesen einleitenden Beiträgen gaben sudanesische und deutsche Freunde und Kollegen von Friedrich Hinkel einen Überblick über seine vielfältigen Tätigkeitsfelder. Hassan Hussein Idris, Generaldirektor der sudanesischenAltertümerverwaltung, machte seinen Vortrag über F. Hinkel als Denkmalpfleger zu einem Bekenntnis der tiefen menschlichen Verbundenheit mit einem Kollegen, der im Sudan als ein Kind dieses Landes angesehen wurde. Charles Bonnet blickte zurück auf Jahrzehnte gemeinsamer Arbeit, von der Nubian Campaign der 60er- Jahre bis zu den aktuellen Publikationsprojekten. SalahAhmed, für die Grabungen im Sudanzuständig,mahntezur Fortsetzung der „Archaeological Mapof the Sudan“,Hinkels Monumentalprojekt, in dessen Rahmen auch die neolithischen Fundstätten gehören, von denen Jacques Reinold berichtete. Abdel RahmanMohamed, Generaldirektor des Nationalmuseums Khartum, würdigte F. Hinkel als Vater dieses noch nach drei Jahrzehnten hochmodernen Museumskomplexes. Simone Wolf vom Deutschen Archäologischen
Institut führte das Auditorium, das den Akademiesaal Unter den Linden bis auf den letzten Platz füllte, nach Meroe, ins Zentrum von Friedrich Hinkels Tätigkeit. Die Publikation der Reliefs der Pyramidenkapellen in Meroe war das Thema des Vortrags von Janice Yellin, aber sie formulierte auch die Summe eines reichen Lebens, als sie die „Hinkel Methode“ treffend charakterisierte:
Habe eine klare und unerschütterliche Entschlossenheit, deine Ziele zu verwirklichen. Sei noch entschlossener, wenn man dir sagt, du hättest dir Unmögliches vorgenommen.
Zum Abschluss des Kolloquiums konnte Dietrich Wildung die Konstituierung eines international besetzten ScientificCommittee bekannt geben, das dieAufgabe übernimmt, die Publikation der unvollendeten Arbeiten von Friedrich Hinkel zu betreuen, die Erschließung des Archivs in Angriff zu nehmen, die Fortführung der Feldarbeit in Meroe zu gewährleisten und im Einvernehmen mit Anneliese Hinkel für den endgültigen Verbleib desArchivs zu sorgen.
Dietrich Wildung