Es liegt nahe, die Geschichte der dreißig Jahrhunderte in Ägypten im Wandel des Menschenbildes darzustellen. Im Mittelpunkt stehen zwei Meisterwerke, die durch zwei Jahrtausende voneinander getrennt sind und doch den gleichen formalen Gesetzen folgen; der wache, offene Blick des Porträtkopfs der Pyramidenzeit um 2500 v. Chr. trifft auf den in sich gekehrten Grünen Kopf um 400 v. Chr., den Inbegriff der Weisheit einer alten, aber unvermindert kreativen Kultur. Die strengen Porträts des Alten Reiches, die individuellen Gesichter des Mittleren Reiches, die sensiblen Köpfe der Amarnazeit, die klassizistischen Werke der Spätzeit und die von der Begegnung mit dem Hellenismus geprägten Werke zeigen geschichtlichen Wandel im Bild des Menschen
Pharao, 'das große Haus', ist der Inbegriff für drei Jahrtausende historischer und kultureller Kontinuität. Die Statuen der Könige und Königinnen zeigen in diesem Zeitraum kaum eine Veränderung in Haltung und Tracht. In ihren Gesichtszügen jedoch zeugen sie davon, dass jede Herrscherpersönlichkeit in der politischen Wirklichkeit ihrer Zeit steht. Pharao ist Mensch, nicht Gott, ist aber als Betender und Opfernder Gott näher als alle Sterblichen.