Zur Zeit ist in der Ausstellung als kurzfristige Leihgabe (bis ca. 10. Feb.2007) der Altar aus dem Sanktuar des Amun Tempels in Naga (Sudan) zu sehen.
Der Altar, aus feinkörnigem Sandstein, findet in Format und Form eine direkte Entsprechung im Altar aus Wad Ban Naga ( ÄMP 7261) ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.
Die Reliefs der Vorder- und Rückseite zeigen Horus und Thot beiderseits des Vereinigungssymbols, auf dem die in meroitischen Hieroglyphen geschriebenen Kartuschen von Natakamani und Amanitore stehen, Zur ausgezeichneten technischen und stilistischen Qualität der kräftig modellierten Reliefs stehen die ägyptisch geschriebenen Hieroglyphenbeischriften zu den beiden Göttern in einem starken Gegensatz. Hinter der Göttin Meret und einem im Jubel-Gestus knienden König knien auf der Südseite drei schakalköpfige, auf der Nordseite drei falkenköpfige Götter . Unter diesem Bildstreifen folgt auf beiden Seiten ein großes Bildfeld mit zwei fettleibigen am Boden hockenden Nilgöttern, beiderseits des Vereinigungszeichens, das auf der Südseite die Namen der Amanitore, auf der Nordseite die des Natakamani trägt. Der Thronnamen Mrj-k3-Ra und #pr-k3-Ra sind ägyptisch, die Geburtsnamen meroitisch geschrieben. Das Motiv der Seelen von Pe und Nechen ist seit dem Neuen Reich in Ägypten eng mit den Barkensockeln in den Sanktuaren der Tempel verbunden; daraus darf wohl geschlossen werden, daß auch in Naga der Altar als Barkenuntersatz gedient hat.
In seinem strengen, klaren Bildaufbau, in der Schärfe der Umrisse und der plastischen Modellierung der Körper ist das Relief des Altars im Sanktuar des Amun Tempels zweifellos ein herausragendes Werk der meroitischen Epoche, das dazu einlädt, das Verhältnis der meroitischen zur ägyptischen Kunst neu zu überdenken.
Karla Kroeper