Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums e.V.

Gegenwart

 

Das Haus (Neues Museum)

Der Beschluß der DDR, die Ruine des Neuen Museums wieder aufzubauen, gipfelnd in der Grundsteinlegung am 5. September 1989 durch Gisela Holan, der Stellvertretenden Generaldirektorin, bildete die Voraussetzung für den nach der Wiedervereinigung der Museen entwickelten Masterplan Museumsinsel und für den Architekturwettbewerb, den David Chipperfield als der Wunschpartner der Museen für sich entscheiden konnte - nicht zuletzt, weil er einer Rekonstruktion des ursprünglichen Erscheinungsbildes eine klare Absage erteilte. Seine Philosophie des 'behutsam Weiterbauens' eröffnete den Museen die Freiheit zu einer Konzeption der künftigen Ausstellung, die den Dialog mit den sorgsam konservierten Resten der ursprünglichen Ausstattung sucht, darin aber keine Einschränkung der Autonomie der Objekte sieht.

Generell bildet das Neue Museum in seiner von David Chipperfield und Julian Harrap konzipierten Bewahrung des originalen Bestandes und Vermeidung der Rekonstruktion ein archäologisches Denkmal des 19. Jahrhunderts, das ein stimmiges Ambiente für die archäologische Hinterlassenschaft des Altertums schafft.

In idealer Weise korrespondieren Architektur und Ausstellungskonzept im 'Ägyptischen Hof'. Durch die Anhebung des Bodenniveaus ins Obergeschoß bietet sich ein Blick hinunter in 'Jenseits und Ewigkeit', eine Unterwelt, auf deren Sarkophage von allen Seiten Licht strömt. Zwei Stockwerke höher schafft die von transluzenten Glaswänden umgebene Plattform den fast schwerelosen Raum für die Porträtköpfe der Königsfamilie um Echnaton und Nofretete.
 

Die Ausstellung

Die Gliederung der Ausstellung folgt nicht der in vielen Museen ägyptischer Kultur und Kunst üblichen historischen Struktur, sondern setzt an ihre Stelle eine thematisch determinierte Raumfolge.

Das Gros der Besucher wird über die zentrale Treppenhalle, den Skulpturensaal und die Amarna-Säle zu Nofretete geleitet. Dieser Weg bietet zunächst den Blick in die monumentale von David Chipperfield konzipierte Treppenhalle, zeigt dann Kontinuität und Wandel des Menschenbildes der ägyptischen Skulptur und bereitet mit dem Porträt der Königin Teje und der reichen Amarna-Sammlung auf die Begegnung mit Nofretete vor. Nofretete thront in der Nordkuppel, dem Pendant zu Schinkels Rotunde im Alten Museum. Der Rückweg führt durch den Niobidensaal, auf dessen fast vollständig erhaltene bauzeitliche Dekoration das zurückhaltende Ausstellungsprogramm der 'Bibliothek der Antike' reagiert. Aus den 60.000 Objekten der Papyrussammlung wurden nicht nur die berühmtesten altägyptischen Texte ausgewählt, sondern neben aramäischen, koptischen und arabischen Handschriften auch die Klassiker der griechischen Literatur; die originale Raumfassung mit ihren Bildern der griechischen Mythologie und die Dichterporträts aus der Antikensammlung nehmen auf diese Texte Bezug.

Im ehemaligen Ägyptischen Hof öffnet sich der Blick auf altägyptische Tempel, einmal in den bauzeitlichen Wandbildern von Abu Simbel, Philae, Edfu und Karnak, zum anderen in einer langen Folge von Tempelreliefs aus Heiligtümern von der Pyramidenzeit bis zu den Ptolemäern. Von der Galerie, die den Raum umzieht, geht der Blick hinunter in die untere Ausstellungsebene, wo altägyptische, römische und frühchristliche Sarkophage und ein prähistorisches Grab von der Insel Helgoland über 'Jenseits und Ewigkeit' berichten.

Das Highlight der Ebene 0 ist der 'Antike Sudan'. Die preußische Niltal-Expedition 1842-1845 brachte eine reiche Sammlung sudanesischer Altertümer nach Berlin. Ihren besonderen Charakter erhält diese Abteilung jedoch durch die langfristige Leihgabe von Reliefblöcken eines meroitischen Tempels, den eine Expedition des Ägyptischen Museums Berlin in den Jahren 2005 bis 2009 in der meroitischen Stadt Naga ausgegraben hat. Drei Segmente der Tempelreliefs bilden ein außerhalb des Sudan einzigartiges Zeugnis der Kunst einer Region, die die Brücke zwischen Afrika und der Mittelmeerwelt bildet.
 

Monumental

Das monumentale Ägypten findet im Neuen Museum zur Zeit keinen Platz. Der Säulenhof des Pyramidentempels des Sahurê, das Tempeltor aus Kalabscha, eine Schenkung der Arabischen Republik Ägypten an Deutschland, der Obelisk Ramses' II., der Torso einer Kolossalstatue des Tutanchamun werden erst um 2025 im vierten Flügel des Pergamonmuseums den ägyptischen Part in der einzigartigen Präsentation der Monumentalarchitektur der Antike übernehmen.

Überblick

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