Berlin | Augen-Blicke. Von der Augeneinlage zum Kunstauge |
Berlin | Wegbereiter der Ägyptologie |
Weiden | Zwischen Ägypten und Afrika |
Das Auge - Sinnesorgan, Ausdruck der Persönlichkeit, Spiegel der Seele - hat die Menschen seit Anbeginn ihrer Geschichte fasziniert. Die Herstellung künstlicher Augen reicht bis in die Anfänge der ersten Hochkulturen in Ägypten und Mesopotamien zurück. Die aus verschiedenen Materialien gefertigten und oft akribisch genau gestalteten Augeneinlagen verliehen den Statuen ein realistisches Aussehen und gleichzeitig auch die Fähigkeit, Umwelt und Licht wahrzunehmen. Dadurch gewann das Auge in Ägypten eine unmittelbare Beziehung zum Sonnengott Re und war wichtigstes Bindeglied zwischen Gott und Menschen. Ebenso stand den Verstorbenen in der jenseitigen Welt diese Verbindung durch die in die Mumienkartonage eingelegten und auf die Särge gemalten Augen offen.
Auch wenn in der heutigen Zeit die religiösen Deutungen häufig in Vergessenheit geraten sind, so bleiben die Augen doch immer noch ein wichtiger und sehr präsenter Teil der menschlichen Persönlichkeit. Einmal verletzt oder auch verloren, können sie nicht nachwachsen und verändern somit das Erscheinungsbild eines Menschen. Die Faszination der Lebendigkeit, die Augen einem Gesicht verleihen, war ausschlaggebend für die Weiterentwicklung von eigens für den Kunstkontext geschaffenen Augeneinlagen hin zu den dem Menschen dienenden Augenprothesen. Diese können aber noch nicht für die Antike eindeutig nachgewiesen werden, auch wenn durchaus Experimente auf diesem Gebiet wahrscheinlich sind. Erste sichere Belege für Augenprothesen sind aus dem 16. Jahrhundert aus Frankreich bekannt, wobei - vergleichbar den antiken Statuen - unterschiedliche Materialien erprobt wurden, bis man Glas als vollkommenen Werkstoff entdeckte. Die moderne Augenprothetik wurde dann im frühen 19. Jahrhundert im thüringischen Lauscha begründet. Der Glasbläser Ludwig Müller-Uri verbesserte die aus Paris stammenden Glasaugen und seine Söhne perfektionierten die Kunstaugen zu wahren Meisterwerken, die bis heute allen materialtechnischen, gestalterischen und medizinischen Anforderungen gerecht werden.
Die Kabinettausstellung, die das Ägyptische Museum gemeinsam mit dem Glasmuseum Lauscha realisiert, schlägt den Bogen von vergangen Kulturen zu modernen Zeiten und vermittelt nicht nur die Entwicklung und Herstellungstechnik künstlicher Augen, sondern auch deren Vielfalt und Faszination.
Sie finden die Ausstellung in Raum 0.04 im Untergeschoss (Ebene 0). Besonders attraktiven Augeneinlagen begegnen Ihnen bei der Mumienauflage des Hor in Raum 0.11 (Ebene 0) sowie im Statuenköpfchen der Königin Teje in Raum 2.09 und bei der berühmten Nofretete-Büste in Raum 2.10 (Ebene 2).
Leben und Wirken von Richard Lepsius, einem der bedeutendsten deutschsprachigen Ägyptologen, wird im Fokus seiner Ägypten- und Nubienexpedition 1842-45 in Archivalien und Objekten vorgestellt. Einzelne Stationen der Reise sind in den Räumen des Ägyptischen Museums anhand der Exponate und seiner erläuternden Publikationen nachvollziehbar.
Daneben werden die Arbeiten von Richard Lepsius als Museumsgestalter der Ägyptischen Sammlung im Neuen Museum 1850 und als in verschiedenen Disziplinen präsenter Wissenschaftler beleuchtet sowie ein Einblick in sein Privatleben gegeben.
Der Blick auf den antiken Sudan erweitert und verändert das traditionelle Bild der Geschichte des Niltals, das ganz vom Alten Ägypten geprägt ist. Nubien, das Gebiet zwischen dem 1. Katarakt im Norden und dem Zusammenfluß von Weißem und Blauen Nil im Süden - wo heute die moderne Hauptstadt des Landes, Khartoum, liegt, - stand stets im Schatten des Pharaonenreiches, von dem es in einigen Epochen beherrscht wurde.
Ein Charakteristikum der nubischen Kulturen vom Neolithikum bis in die nachmeroitische Zeit, also über einen Zeitraum von ca. 5000 v. Chr. bis 1000 n. Chr., ist die hohe Qualität der keramischen Produktion. Ihre Eigenständigkeit drückt sich sowohl in den Formen, der Bearbeitung der Oberfläche wie auch in der Dekoration aus, die oftmals eine Entsprechung in afrikanischer Ware findet und damit die Wurzeln Nubiens in Schwarzafrika belegt.