Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums e.V.

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  •   d Objekt von Maurizio Nannucci
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Berichte chronologisch

März 2004: Masterplan: All Art has been Contemporary

Schrift und Bild gehen in der altägyptischen Kunst eine unauflösbare Verbindung ein. Bilder sind lesbar, und die hieroglyphischen Schriftzeichen können neben ihrer phonetischen Funktion auch Bildaussagen transportieren.

Die Arbeiten des italienischen Künstlers Maurizio Nannucci, der sich als Nachkomme der Etrusker versteht, leben von dieser Doppeldeutigkeit. Sein künstlerisches Medium ist das Licht, das Licht bunter Leuchtstoffröhren. Aus ihnen formt er Schriftzüge, die für einen spezifischen architektonischen Kontext entworfen leuchtende Farbakzente setzen. Ihr Textinhalt nimmt auf den jeweiligen Standort Bezug. Hoch an der Fassade des Lenbachhauses in München steht in blauer Leuchtschrift you can imagine the opposite. Im soeben eröffneten Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, dem Reichstag gegenüber am rechten Spreeufer gelegen, umzieht den runden Raum der Bibliothek des Bundestags ein leuchtendes Schriftband mit einem Hannah Arendt entlehnten Text: Freiheit ist denkbar als Möglichkeit des Handeins unter Gleichen - Gleichheit ist denkbar als Möglichkeit des Handelns für die Freiheit.

Die Textaussagen der Arbeiten von Maurizio Nannucci sind nicht weniger faszinierend als ihre künstlerische Gestaltung in Farbe und form. Beide Aspekte, Inhalt und Gestaltung, bedingen und ergänzen einander.

Eine autonome, nicht an einen bestimmten Ort gebundene Arbeit von Mauritio Nannucci entdeckte ich vor zwei Jahren in einer Berliner Galerie. In riesigen Neonlettern hatte er einen Satz an die Wand gesetzt, der mich unmittelbar fesselte:
ALL ART HAS BEEN CONTEMPORARY
'Kunst ist immer zeitgenössisch gewesen' - das ist eine fast banale Feststellung, die jedoch gerade über frühe Epochen der Kunstgeschichte etwas ganz Wesentliches aussagt: Zu seiner Entstehungszeit war jedes Kunstwerk ein Produkt der zeitgenössischen Kunst. In dieser seiner ursprünglichen Modernität lädt es noch heute dazu ein, als so neu, so frisch, so unmittelbar erlebt zu werden wie in seinen ersten Tagen.

Das Konzept der künftigen Berliner Museumsinsel hat sich vorgenommen, die Werke der archäologischen Museen aus ihrer isolierten Betrachtungsweise zu lösen und in immer wieder neue Dialogsituationen mit Werken anderer Epochen zu stellen.

Nannuccis ALL ART HAS BEEN CONTEMPORARY ist die programmatische Überschrift über dieses multidisziplinäre Ausstellungskonzept. So liegt es nahe, sich Nannuccis Arbeit im Kontext der Museumsinsel vorzustellen. Nach zunächst erfolgloser Suche nach einem Stifter, der sich für diesen Dialog über Jahrtausende begeistern ließe, fand diese in sich stimmige Zusammenführung von Antike und Moderne doch den sensiblen Sammler, der Nannuccis leuchtendes Motto dem Ägyptischen Musenm auf Dauer zur Verfügung stellen will.

Studio antiquitatis omnigenae, 'dem Studium des alles hervorbringenden Altertums' widmete Friedrich Wilhelm III. 1828 in goldenen Lettern das Alte Museum am Lustgarten und stellte damit die Gegenwart des frühen 19. Jahrhunderts in die Tradition der antiken Vergangenheit. ALL ART RAS BEEN CONTEMPORARY holt die Kunst der Vergangenheit in die Gegenwart des frühen 21. Jahrhunderts.

Wo dieses bekenntnishafte Leitmotiv seinen vorläufigen und endgültigen Ort auf der Museumsinsel finden wird, darüber wird noch nachgedacht.

Dietrich Wildung
(Artikel der Mitgliederzeitschrift aMun)

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